Gary Gensler, ehemaliger Vorsitzender der US-Börsenaufsicht SEC, zeichnete ein Bild wachsender Unsicherheit und Fragilität im US-amerikanischen Wirtschafts- und Finanzsystem. Er stellte die zentrale Rolle unabhängiger Institutionen für die Stabilität der Finanzmärkte und das Vertrauen in das Wirtschaftssystem heraus. Die Stärke und Stabilität des US-Finanzsystems hänge maßgeblich davon ab, dass zentrale Institutionen unabhängig bleiben und nicht zum Spielball politischer Interessen werden. Gensler betonte, dass die Regulierung von Banken, Kapitalanforderungen und die Überwachung von Geld- und Kreditströmen wichtige Werkzeuge seien. Letztlich blieben sie aber nur dann wirksam, wenn die Institutionen, die sie anwenden, unabhängig und integer bleiben.
Eindringlich warnte er vor politischen Eingriffen in die Arbeit der US-Notenbank Fed und anderer zentraler Institutionen: „Als Investor sollte man hoffen, dass die Fed unabhängig bleibt.“ Politische Einflussnahme, etwa durch den Präsidenten, könne die Glaubwürdigkeit und Funktionsfähigkeit der Federal Reserve und anderer Behörden massiv beeinträchtigen.
Er schilderte, dass in der Vergangenheit US-Präsidenten wie Richard Nixon öffentlich die Unabhängigkeit der Fed betonten, aber gleichzeitig versuchten, Einfluss zu nehmen. Gensler verdeutlichte dieses Politikverständnis ironisch mit dem Satz: „Ich respektiere die Unabhängigkeit der Fed, aber ich möchte, dass sie unabhängig zu meinen Gunsten entscheidet.“ Er warnte, dass eine solche Haltung gefährlich sei und das Vertrauen der Märkte untergrabe.
Auch mit Blick auf die Zukunft äußerte er sich besorgt: „Wenn man Institutionen untergräbt, kann es sehr lange dauern, bis das Vertrauen zurückkehrt.“ Er appellierte an Politik und Gesellschaft, die Unabhängigkeit und Integrität zentraler Institutionen wie der Federal Reserve, der SEC oder der Gerichte zu schützen, da sie das Fundament für stabile Märkte und eine funktionierende Demokratie bilden.
Interview mit Gary Gensler
Der ehem. Vorsitzende der US-Börsenaufsicht SEC erläutert die Risiken für internationale US-Investoren, erklärt, wie die Unabhängigkeit von Institutionen trotz politischen Drucks gewahrt werden kann, und nimmt Stellung zur möglichen Schwächung der globalen Dominanz des US-Dollars.