„Ein spezialisiertes Instrument, das langfristigen Kapitalzuwachs und zuverlässige Ausschüttungen kombiniert“ – so beschreibt Tilly Franklin, CEO und CIO bei University of Cambridge Investment Management, den Zweck des 4 Mrd. Britische Pfund umfassenden Cambridge University Endowment Funds (CUEF). Die Universität ist eine Institution mit 814 Jahren Geschichte und hat bisher 121 Nobelpreisträger hervorgebracht. Das soll sich fortsetzen, auch, indem die Stiftung Forschung und Lehre unterstützt – 2023 mit knapp 150 Mio. Pfund. Im Fiskaljahr 2022/23 erzielte die Stiftung eine Rendite von 4,1% – angesichts der Turbulenzen am Kapitalmarkt im Zuge der Zinswende bemerkenswert.
Erreicht hat sie das mit einem weitestgehenden Verzicht auf Anleihen. So lag die Fixed-Income-/Cash-Quote noch im Juni 2020 bei 16 Prozent und zwei Jahre später nur noch bei vier Prozent – das soll auch in Zukunft so bleiben. Franklin plant, langfristig Private Equity von heute 23 auf 30 Prozent deutlich auszuweiten. Die Aktienquote soll dagegen von 40 auf 30 Prozent zurückgehen. Hinzu kommen auch bisher schon nennenswerte Anteile an Absolute Return, Credit und Real Assets. Das Renditeziel: Konsumentenpreisindex + 5% p.a. In den vergangenen zehn Jahren hat das Stiftungsvermögen 9,3% p.a. erreicht und damit dieses Ziel übertroffen.
Außerdem fühlt sich die Stiftung den Nachhaltigkeitszielen der Universität verpflichtet: Bis zum Jahr 2030 will sie nicht mehr nennenswert in Erzeuger fossiler Brennstoffe investiert sein. Erklärtes Ziel für 2038 ist es, die Netto-Treibhausgasemissionen im Portfolio auf null zu bringen. Gefragt, warum man sich bei ESG so sehr auf das CO2-Ziel fokussiert, sagte Franklin: „Der Fokus auf Emissionen ist faktenbasiert – das ist eindeutiger zu messen.“ Gleichzeitig sieht sie es aber als eine der aktuellen Herausforderungen im Asset Management, sich auf die Folgen und Chancen der Energiewende richtig einzustellen.
Als weitere Herausforderungen nannte sie die künftige Positionierung des Portfolios, um die eigenen Ziele bei höheren Zinsen und mehr Marktunsicherheit erreichen zu können; die Sicherung der Liquidität in einem breiten Spektrum zukünftig denkbarer Marktbedingungen; die Sondierung von Chancen in den Schwellenländern; und nicht zuletzt die Bewertung des geopolitischen Risikos in China. Franklin: „Ich habe dort eine beeindruckende unternehmerische Energie und Innovationskraft erlebt. Aktien in China sind derzeit sehr attraktiv bewertet, aber man muss das Land und die Märkte sehr genau beobachten.“
Interview mit Tilly Franklin
Tilly Franklin führt aus, warum sie auch bei gestiegenen Zinsen weiterhin in Aktien investiert. Sie erläutert ihre Erwartungen, ob Mega Caps die Aktienmärkte weiter dominieren werden. Und sie spricht darüber, wie sich die verändernde geopolitische Landschaft auf ihre Investmentstrategie auswirkt.