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Kapitalmarktpodium

„Auch die Inflation wird stärker schwanken.“

Auf dem Kapitalmarktpodium war die Inflation das beherrschende Thema. In der Live-TED-Umfrage gaben 67 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer im Saal an, es würde nach ihrer Einschätzung noch zwei Jahre und länger dauern, bis wir in Europa wieder niedrigere Inflationsraten von 2% bis 3% sehen. Dr. Martin Lück, Leiter Kapitalmarktstrategie für Deutschland, die Schweiz, Österreich und Osteuropa bei BlackRock, war hier etwas zurückhaltender. Letztlich, so Lück, hängt das von den Inflationserwartungen ab. Wenn sich zeigen sollte, dass die Zentralbanken mit höherer Inflation leben können, dann steigen die Inflationserwartungen und damit würde es länger dauern, bis die Raten wieder zurückgehen. Die Zentralbanken werden zwar eine Rezession in Kauf nehmen. Sie werden aber nicht den Volcker-Weg gehen, also die Zinsen immer weiter nach oben treiben – an irgendeinem Punkt stoppen sie den Zinserhöhungszyklus, glaubt Lück.

Dr. Christian Rouette, Geschäftsführer, Henkel Family Office, ergänzte, dass die Zentralbanken ihr Handeln neu erlernen müssen: „In den vergangenen Krisen haben die Zentralbanken die Kapitalmärkte gestützt. Jetzt gehen sie ihrem eigentlichen Ziel nach, die Inflation zu steuern.“ Ergänzend lenkte er den Blick auf alternative Anlageklassen, weil er als Vertreter eines Family Office in seinen Investitionsentscheidungen freier als regulierte Investoren ist. In dem schwierigen Umfeld von 2022 haben vor allem Investitionen in Private Markets geholfen, insbesondere in Infrastruktur und erneuerbare Energien. Positiv entwickelt haben sich auch High Yield Engagements – und als in Dollar investierter globaler investor hat sich auch der Währungseffekt positiv ausgewirkt.

Melanie Kümmel, CEO der TK Pensionsfonds AG, brach angesichts der steigenden Zinen eine Lanze für Anleihen: „Wir bekommen endlich wieder Zins, europäische Corporates zum Beispiel liegen über 4%, auch da wird man für mehr Risiko wieder entlohnt.“ Zinsprodukte sind damit wieder deutlich interessanter als in den letzten Jahren. Das Rebalancing geht in ihrem Haus deshalb wieder Richtung Anleihen. Trotzdem gehören Aktien definitiv weiter in das Langfristportfolio: „Wir bleiben bei unseren Quoten und schauen uns außerdem das Thema aktives Management noch deutlicher an.“

Alexander Raviol, Partner, CIO Alternative Solutions bei Lupus alpha, erwartet, dass sich die Inflation mit Schwankungen auf einem deutlich höheren Niveau als in den letzten Jahren einpendeln wird. Und dass die Zinsen unterhalb der Inflationsrate bleiben. Das, so Raviol, macht Aktien weiter unverzichtbar. Für Investoren, die im Aktienmarkt bleiben wollen, aber mit einem begrenzten Risikobudget arbeiten müssen, ist daher eine Wertsicherungsstrategie eine gute Lösung. Wichtig ist dabei, dass man in temporär fallenden Märkten nicht ausgestoppt wird und mitgehen kann, sobald die Kurse wieder nach oben drehen. Ohnehin, ist Raviol überzeugt, lassen sich auch in einem inflationären Umfeld mit Aktien Renditen erzielen, wie die Türkei zeigt: Dort konnten sich Anleger 2022 in EUR gerechnet über rund 60 Prozent Wertentwicklung freuen.

Die Ergebnisse der TED-Befragung finden Sie unter: TED-Umfrage.

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