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Robert F. Wallace

Strategie + Execution + Governance = Alpha

Die Stanford University verlässt sich auf ihn: 20 Prozent ihres jährlichen Budgets (1,4 Mrd. US-Dollar im Jahr 2021) kommen aus dem mehr als 40 Milliarden US-Dollar umfassenden Stiftungsvermögen der Universität, das federführend von Robert Wallace, CEO der Stanford Management Company verwaltet wird. Diese Erwartung zu erfüllen, und zugleich sicherzustellen, dass dies auch in Zukunft so sein wird, ist für Wallace eine doppelte Herausforderung. Im abgelaufenen Fiskaljahr (30.06.) ist ihm das mit über 40 Prozent Rendite ausgesprochen gut gelungen. Doch auch abgesehen von diesem Ausnahmejahr lassen sich die Ergebnisse sehen, mit 14,8 Prozent p.a. über fünf Jahre, verglichen mit 11,8 Prozent im Durchschnitt der US-Universitäten.

Die richtige Strategie, die richtige Execution und die richtige Governance bilden nach Wallace das Fundament für diesen Erfolg. Wie es nicht geht, zeigte Wallace anhand einer Anekdote aus der Finanzkrise 2008: Damals im Dezember zwang das Aufsichtsgremium der Universität Chicago sein Investment Office, die Hälfte des kompletten Aktienportfolios der Stiftung zu verkaufen – zu einem Zeitpunkt also, als die Kurse bereits weit gefallen waren. Ein klarer Fall: „Wenn sich Euphorie und Panik bei den Portfolioentscheidungen abwechseln, ist das ein Zeichen für schlechte Governance.“ Ganz anders Stanford im Corona-Jahr 2020: Natürlich, so Wallace, hätte auch er nicht gedacht, dass sich die Kurse so schnell wieder erholen würden. Trotzdem hat er, konsequent der antizyklischen Strategie Stanfords folgend, den Kurssturz genutzt, um an den Aktienmärkten neu zu investieren. „Wir haben alles gekauft, was um 30 Prozent gefallen ist.“ Ziel der Übung: Durch stetiges Rebalancing immer wieder zur einmal definierten strategischen Asset Allocation zurückkehren. Es sei eben „keine sinnvolle Investmentstrategie, das Ende der Welt zu erwarten.“ Der Lohn der Disziplin: ein Jahresabschluss mit der bereits erwähnten überragenden Rendite.

Bleibt die Execution: Stanford arbeitet intensiv daran, immer mindestens ins Top-Quartil, besser sogar ins obere Zehntel der besten Fonds zu investieren. Dort, wo man diese Partner findet, trifft die Wissenschaft des Investierens auf die Kunst des Investierens. Das ist schwere Arbeit, wie Wallace mit einem Zitat von Thomas Edison verdeutlichte: „Die meisten Menschen verpassen Chancen, weil diese in Latzhosen gekleidet sind und nach Arbeit aussehen."

Wen das alles irgendwie an das Yale-Modell des im Sommer verstorbenen langjährigen CIOs der Yale University, David Swensen, erinnert, liegt richtig: Wallace war ein Schüler Swensens, wurde von ihm gefördert und schließlich auch zu einem guten Freund. Vielleicht ist es diese persönliche Nähe, die es ihm ermöglicht hat, das Yale-Modell derart erfolgreich auf Stanford zu übertragen. Das nämlich gelingt nur wenigen. Oder, wie es Wallace in den Worten des US-Baseball-Idols Yogi Berra ausdrückt: "Theoretisch gibt es keinen Unterschied zwischen Theorie und Praxis. Praktisch schon."

Interview mit Robert Wallace

Robert Wallace im Interview über seine hohe Verantwortung für die akademische Mission der Stanford University, über antizyklisches Investieren und aktuelle Risiken für die Kapitalmärkte.